Donnerstag, Januar 25, 2007

Nahe Birmingham

Also, das SMS der Fluggesellschaft ist kurz und bündig: Ihr Flug wurde annulliert. Bitte setzen Sie sich mit Ihrem Reisebüro in Verbindung. Mehr nicht. Was soll man da auch noch grosse Worte verlieren, schonmal gut, dass die einen überhaupt informieren.

Das gibt mir die Gelegenheit, im Hotel, in das ich eigentlich nie wieder einchecken wollte, wieder einzuchecken. Dinge aufzuarbeiten, für die tagsüber keine Zeit war und Berichte zu lesen und "Review Notes" zu formulieren. Jetzt fehlt mir besagter Kollege, über dessen knallorange Oberbekleidung ich neulich schon berichtet habe, um dafür ein geeignetes Wort zu finden. Schliesslich gelten hier ja Regeln, und eine davon ist, diszipliniert auf Deutsch zu schreiben. Der Kollege brachte mir ganz neue Wörter bei, solche wie "Tischvorlage" (mein Handout) und Zuschlagsstoffe (meine Aggregates).

Wie wäre es mit Korrekturanmerkungen oder Korrekturnotizen? Mensch, wie heisst das denn? Es fehlt mir einfach ein passendes Wort, auch weiss ich noch immer nicht, wie die Riegel heissen, mit denen man in der Migros das Kassenfliessband in eigene und nachfolgenderkundeseitige Abschnitte unterteilt.

Egal, wie diese Riegel heissen, nur Völker, die sich gerne abgrenzen kennen sowas. Wer gleich nach erfolgtem Grundbucheintrag in den Baumarkt rennt und Jägerzaun am Laufmeter einkauft. Deutsche zum Beispiel. Aber: Wer sich für Jägerzäune entscheidet, der kann sich dann gleich noch einen Dackel kaufen.

Aber die Engländer, die spinnen ja wirklich. Ich bin ja gerade dort und es hat hier wirklich viele von denen. Aber den endgültigen Beweis, den Beleg, die Evidenz für den vielzitierten "Spleen" bringt mir das böse Internet. Wollte nur mal die Schlacht von Bosworth nachlesen, denn da befinde ich mich gerade, um die oben nur vage erwähnte Ortsbestimmung geringfügig zu präzisieren. Aber dann sind sie sich gar nicht einig, ob die Schlacht von Bosworth wirklich bei Boswort stattgefunden hat oder aber ganz woanders.

Im Internet erfahre ich von Dingen wie "Marilyn". So heissen in England Hügel, die über eine relative Höhe von mindestens 150 m verfügen. Die Namensgebung aber nur deshalb, um sich von dem schottischen Äquivalent, den Munros (ausgesprochen wie Monroe, aber nur 914.4 m) abzugrenzen! Krass, oddddr? Die weiteren Details kann die Leserschaft bei der englischen Wikipedia nachlesen.

Weiterhin zu erwähnen ist das so genannte "peak bagging" ein Nationalsport, bei dem möglichst viele dieser Marilyns bestiegen werden müssen. Dies aber nach äusserst komplexen Regeln, so rückwärts bei Schnee und im Winter und ohne Sauerstoffmaske,... Ausserdem streng von der Disziplin "highpointing" abzugrenzen. Allein beim Drübernachdenken und Niederschreiben wird mir ganz schlecht.

Das kann aber auch an dem riesigen Doppelburger gelegen haben, den ich mir, begleitet von Pommes und Coleslaw, auf das Zimmer bestellt und gleich verschlungen habe, liegen. Erst im Anblick des leeren Tellers fiel mir ein, dass dies ja auch das BSE-Land ist und Fleischverzehr schlimme Folgen haben kann. Dennoch habe ich Bedenken, den Burger und Begleiter wieder auszuspeien, sonst entsteht vor meinem Zimmerfenster womöglich noch ein neuer Marilyn und ich kann die ganze Nacht nicht von dem Lärm der vielen Peakbagger schlafen.

Wow. Mehr demnächst, dann hoffentlich wieder aus der Heimat.

Gute Nach wünscht
Peter Practice

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