Sonntag, November 04, 2007

Interdental

Was bewegt mich eigentlich, allabendlich nach dem Zähneputzen noch mit dem schwedischen Zahnzwischenraumbürstchen im Mund herumzustochern? Was ist die Motivation für dieses Verhalten?

Es ist ja nicht so, dass ich das nur mache, weil es der Zahnarzt gesagt hat. So weit geht die Allmacht des Weissbekittelten dann doch nicht. Zumal (oder gerade vielleicht) nicht er es gesagt hat, sondern die Frau, die für die Dentalhygiene zuständig ist. Die diese Dienstleistung zwar höchst selbständig und kompetent ausführt, jedoch erkennbar weisungsgebunden dem Chef der Praxis ist. Und damit in der Hierarchie an anderer Stelle steht.

Ist es vielleicht die Furcht vor der horrenden Rechnung, wenn mal der Zahnersatz fällig wird? Nein, auch das kann ich mit Sicherheit ausschliessen. Denn über die Höhe einer solchen Forderung habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, ich habe keine Idee (vielleicht doch die vage, dass es viel sein wird, sehr viel). Ausserdem ist das noch so weit weg wie einem Zwanzigjährigen die Pensionierung. Das ist extrem lange bis dahin und definitiv heute kein Thema.

Was dann? Was ist der Grund, abends die zwei Extraminuten noch zu opfern, nachdem man in der Kindheit ja schon umfassend darauf konditioniert wurde, dass zwei Minuten Zähnebürsten nach den Mahlzeiten ja bereits das Maximale ist, was man für die Beisserchen tun kann. (Die dann doch noch in der Grundschulzeit ausfielen, bzw. von mir in langweiligen Unterrichtsstunden unter Genuss des Schmerzes rausgepult wurden. Lange her, aber doch noch frisch in der Erinnerung!)

Was dann? Damals wurde sogar mal eine Munddusche angeschafft, als das Thema aktuell war (Anfang der 80er, schätze ich. Als der Färbetest noch im farbigen Werbefernsehen - welches diese Form der Werbung überhaupt erst möglich machte - zu sehen war, wobei ich den Blendax-Antibelag-Spot auf noch früher datiere). Die allerdings konnte sich nicht durchsetzen, zu umständlich in der Bedienung, vermute ich.

Was dann? Was lässt mich zu dem kleinen Drahtding mit orangenem Plastikgriff greifen? Vielleicht das mittelfristige Ziel, den Prozess irgendwann ohne Blutungen zu überstehen. "Das lässt mit der Zeit nach", hiess es. Das Zahnfleisch ist dann daran gewohnt. Konditioniert? Es lernt, das Bürstchen zu ertragen? Ist es das? Klassisch oder operant? Diese Frage wird heute nicht abschliessend beantwortet.

Ein gefundenes Seminararbeitsthema?

Ich werde berichten. Bis dahin grüsst
Peter Practice

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