Samstag, November 26, 2011

Der Eismann kann Lippenlesen

Der Eismann kann Lippenlesen. Wieso ich das weiss? Ganz einfach. Der dreht ja taeglich mit dem Eismobil seine Runden durch die Nachbarschaft. Dabei ertoent diese unertraegliche Loelimusik, so etwa "laaaloooooliiiiilaaalolalaloeoeoeoeliiiilaaa" in schrecklich monotoner Weise. Damit unterscheidet er sich natuerlich deutlich, und das ist wahrscheinlich absichtlich so, vom Martinshorn der Polizei, Feuerwehr und EMS.

Die Nachbarschaftsgofen stehen dann an der Strasse, den Kreuzer in der Faust, und warten darauf, ihre Bestellung abgeben zu koennen. Im Gegenzug bewirkt die Transaktion die Uebergabe einer Kugel Eis der gewuenschten Sorte. Fertig - exeunt Gof et Homo glacieris.

Als unbewegtem Beobachter erscheint die Dudelei besser ertraeglich, denn sie ist ja relativ schnell wieder vorbei - sobald der Eismann mit seiner Kutsche um die Ecke verschwunden ist, klingt auch der Schmerz im Innerohr ab.

Was wir aber nicht beruecksichtigen ist die Empfindungs- und Erlebenswelt des Eismanns selbst, der sich mit nur einem Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit bewegt und damit permanent dem Gedudel ausgesetzt ist. Deshalb traegt er enganliegende Kopfhoerer und lauscht AC/DC oder Iron Maiden oder Sisters auf voller Lautstaerke. Damit er nicht nach kurzer Zeit schon ausrastet und vom Gedudel seiner Maschine einen epileptischen Anfall erleidet oder, was deutlich schlimmer waere, zum Serienkiller wird. Hat's alles schon gegeben.

Da der Eismann kopfhoererbedingt keinerlei akustischen Eindruecke von der Aussenwelt wahrnehmen kann, muss er die Bestellung der Nachbarschaftskids eben von den Lippen ablesen. Klar, oder? Fragen?

Allen ein schoenes Wochenende!
Peter Practice

Montag, November 07, 2011

Alimentierte Südostmigration oder Kapitalflucht?

"Bringen Sie Ihre Münzen schon jetzt", forderte der beliebte Quizmaster und Moderator diverser Talkshows, Günther Jauch, uns vor gut zehn Jahren auf. Bereits ein halbes Jahr vor der "offiziellen" Einführung des Eurogeldes wurde uns diese Aufgabe übertragen. Wahrscheinlich um die logistischen Herausforderungen der Geldtransportfirmen einfacher zu gestalten.

Was ist also falsch daran, wenn wir heute daran arbeiten, auch die Scheine hinterher zu werfen? Es sind ja Euros, ein Wort offensichtlich griechischen Ursprungs. Getreu dem Motto, "gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist", werden unsere Eurobanknoten, deren Vorder- und Rückseiten als solche ja eigentlich nicht zu identifizieren waren und die wir eh nie lieben gelernt haben, von eingangs erwähnten Geldtransportern jetzt in die Ägäis chauffiert. Was soll daran schlecht sein?

Beste Grüsse und einen guten Start in die neue Woche wünscht
Peter Practice

Samstag, November 05, 2011

Die Kaninchenartigen (zool.)

Sehr häufig liest man hier zu Lande die Bezeichung "canine", besonders oft auch im Zusammenhang mit dem Hundesport. Zusammengefasst werden mit dem zoologischen Fachgebriff die Tierarten Kaninchen und Hund, gemeinsam zur Gruppe der "Kaninchenartigen".

Allerdings, wenn man den Alphonse, im Bild links, so beobachtet, müsste es eher die "Kaninchenunartigen" heissen, denn er ist noch recht frech (oder schon recht frech, wenn man sein zartes Alter bedenkt: noch kein Jahr ist er auf der Welt).

Der Zusammenhang zwischen Hund und Kaninchen erschliesst sich dem Laien heute nicht mehr unmittelbar. Von Grösse, Aufzucht und Verhalten dieser anscheinend so unterschiedlichen Tiere ausgehend, lässt sich nur schwerlich auf eine enge Verwandtschaft schliessen. Aber ein Blick in die Urzeit, auf das Verhalten von Jaegern und Sammlern in grauer Vorzeit, lange bevor im Oktober 4004 v. Chr. die Welt angeblich erschaffen wurde, waren Jagd- und Wachkaninchen nichts ungewöhnliches. Mit einer  Körpergrösse (der Experte sagt "Stockmass") wie heute das gemeine Hausschaf, waren Jagen und Bewachen des Gestades durchaus angemessene Aufgaben fuer die Gruppe der Kaninchenartigen.

A propos Jäger und Sammler. Wenn dieser Begriff im Unterricht fiel und bis zu meinem nicht besonders ausgeprägten Sinn zur Aufmerksamkeit für den Lehrkörper durchdrang, dachte ich bereits im zarten Grundschulalter an eine arbeitsteilige Gesellschaft, genau wie der Zeitgenosse Winslow Taylor.

Ich ging davon aus, Jäger und Sammler seien unterschiedliche Gruppen, die einen jagten, die anderen sammelten. Nach getaner Arbeit trafen sich beide am Markt, dem Ort der Preisbildung, um pareto-optimale Zustände durch einfache Tauschvorgänge zu erzielen. Nie ging ich damals davon aus, dass das ein und derselbe war, der sich von gesammelten Beeren, als auch von mit seinem Jagdkaninchen gemeinsam erlegten Karibus ernährte. Erst die durchaus empfehlenswerte Lektüre von Jared Diamond, "Guns, Germs and Steel" brachte die Erleuchtung, Jahrzehnte später!

Jetzt muss ich aber mit den Meerschweinchen Gassi gehen, damit die nicht ihrer Unartigkeit auf dem Teppich Ausdruck verleihen. Demnächst erfolgen an dieser Stelle vertiefte Betrachtungen zu Verwandschaftsgraden der Arten. Sobald das Buch "The Ancestor's Tale" von Richard Dawkins ausgelesen ist.

Grüsse von
Peter Practice