Mittwoch, April 25, 2007

Kontrolle 17

Derzeit bin ich auf einem dreitägigen Training in einem grossen internationalen Hotel in Zürich. Ich sollte vorweg bemerken, dass ich diese Kette schon vorher gehasst habe, seit in der "Filiale" in Düsseldorf mal mitten in der Nacht ein Hotelangestellter in meinem Zimmer stand und neue Gäste hereinführen wollte.

Hier ist mir nebst unfreundlichem Personal, Nichtaufräumen nach Kaffeepausen, zuwenig Kaffeemaschinen und dreckigem Teppich in den Sitzungszimmern folgendes aufgefallen: Einige der Angestellten tragen Namensschilder, auf denen jedoch nicht bei allen die gleiche Konvention eingehalten wird. Manche tragen nur den Vornamen zur Schau, manche den vollen Vor- und Zunamen. Andere wiederum laufen unetikettiert durch die Gegend.

Sind das drei unterschiedliche Klassen von Mitarbeitern? Kann ich die "einfachen" beim Vornamen ansprechen, gar duzen, und sind die anderen mit dem Familiennamen anzusprechen? Sind die "Unbenannten" unberührbar wie in Indien? Wie verhält man sich hier als Gast?

Mehr noch, was bedeutet das für den Mitarbeiter selbst. Ist der Namenslose der nichtswürdige Unterling? Gelten für ihn auch keine Unfallvorschriften? Sind sie vogelfrei oder in der unteren Kaste? Bekomme ich erst nach erfolgreicher Staubsaugerfahrprüfung einen Vornamen? (Aber halt, gestaubsaugt wird ja nicht.) Bin ich Kader, wenn der ganze Name veröffentlicht wird? Haben die mehr Rechte? Dürfen die Namenlosen am Ende gar nicht mit den Gästen sprechen? Warum werden sie dann sichtbar?

Mein Schlüsse aus den Beobachtungen: Es gibt gar kein System. Jeder macht es wie er will, es gibt vielleicht eine Weisung, Namensschilder zu tragen, aber keiner hält sich dran und das Management kümmert sich nicht. Wer unbedingt ein Namensschild haben will, lässt sich bei irgendeiner zentralen Stelle (z.B. Hausabwart oder Personalwesen) eins anfertigen und bestimmt nach eigener Einschätzung, was darauf zu lesen ist. Vielleicht ja auch nur der Künstlername oder ein Pseudonym. Man läuft ja immerhin Gefahr, angesprochen zu werden und das will bekanntlich längst nicht jeder.

Für mich ein weiterer Grund, dieser Hotelkette keine weiteren Symphatien entgegenzubringen. Zumal ja im deutschen privaten Farbfernsehen jeden Tag das bescheuerte Töchterchen beim Verschleudern des (bereits angetretenen?) Erbes gezeigt wird.

Es grüsst
Peter Practice

Freitag, April 13, 2007

Hauptbahnhof

Erdkundeabitur

Habe eine Weile hier nichts hinterlassen, weil wir die Ostertage in München verbracht haben und ich zu geizig war, für fünf Stunden Internet 21 Euros zu blechen. Das ist der Gipfel, oder, "this takes the biscuit", wie der Engländer zu sagen pflegt.

Das Hotel war aber doch recht faszinierend. Was es da alles gab, erstaunlich. Die Eiswürfel haben dort ein eigenes Büro, worin sie gesichtert im wärmeisolierten Stahlkasten auf den Anwender warten. Übergabe erfolgt dann über eine berührungsfreie Dropsafe Schnittstelle. Da könnte sich manche Datenprotokollierungskomponente eine Scheibe von abschneiden. Sozusagen als Dessert gab es dann jeden Abend vor dem Schlafengehen noch einen Becher frischer Eiswürfel, die allerdings eher zylinderförmig waren. Aber das würden die arabischen Mitbewohner nicht verstehen.

Was mich aber echt umgehauen hat, ist ein Service der besonderen Art. Das Hotel besitzt eine Art Orakel, welches man befragen kann, sollte einen das löchrige Gedächtnis im Stich lassen. Unser Bild zeigt die Portallösung und gibt gleichzeitig einige Anwendungsbeispiele sowie den Zugangscode (2110). Ich habe nämlich glatt vergessen, ob ich damals (1987 - es zeichnet sich die 20-Jahr-Feier ab, diverse E-Mails in den letzten Tagen lassen Düsteres erahnen!) im Erdkundeabi den Bogen A oder den Bogen B bearbeitet habe und hätte zu gerne die Antwort vom Orakel gewusst. Blieb aber dann keine Zeit angesichts der Ostereiersuche.

Ausserdem mussten wir jeden Morgen beim Nachbarn die F.A.Z. klauen, denn bei uns lag nur dieses skandalöse Blatt, die "Abendzeitung". Anders gesagt, das definitive Schlusslicht der deutschen Presselandschaft, noch hinter der "Welt". Andererseits habe ich dann doch verschämt den Titelbund der Frankfurter Allgemeinen versteckt, als ich auf öffentlichem Platze, dem Rindermarkt, zum Lesen kam. Es beschleicht einen ein ungutes Gefühl, mit immobiliem Knie von mehreren grobschlächtigen Metzergesellen, die Suurhaxn, Kutteln und gebackene Euter wahrscheinlich schon zum Frühstück verzehren, sofort als Saupreiss erkannt zu werden. Wenn die zulangen, hilft auch die 2110 nicht mehr.

Bis später - es grüsst
Peter Preusse Practice